
Sind mitten in den Vorbereitungen für die Jubiläums-Ausstellung des Seemuseums: Der ehemalige Museumsleiter und Mitbegründer Hans-Ulrich Wepfer (r.) und sein Nachfolger Walo Abegglen. (Bild: kb)
«Das Haus glich fast einem Biotop, der Zerfall schritt immer weiter voran», erinnert sich Hans-Ulrich Wepfer, ehemaliger Leiter und Mitbegründer des Seemuseums, zurück und deutet auf ein Foto, das die Kornschütte im Jahre 1988 zeigt. Es ist eines der Bilder, die im Gewölbekeller des Museums ausgestellt werden, um den Besucher auf eine fotografische Reise von der Sanierung über die Eröffnung des Museums im Jahr 1993, bis hin zum Einrichten der Sonderausstellungen mitnimmt. Die Ausstellung soll im Rahmen des 20-Jahr-Jubiläums des Seemuseums gezeigt werden, das am 22. Juni mit einem Jubiläumsfest gefeiert wird.
Pionierphase ist zu Ende …
Im vergangenen Jahr hat Hans-Ulrich Wepfer sein Amt als Museumsleiter an Walo Abegglen übergeben, mit der Hoffnung, dass es nach einer Zeit des beinahen Stillstandes wieder aufwärts geht. «Ich habe schon vor einer ganzen Weile gesagt, dass durch das Seemuseum ein Ruck gehen muss.»
Neben der Dauerausstellung auf 1500 Quadratmetern Fläche gibt es stets auch Sonderausstellungen im Museum zu sehen und es werden externe Veranstaltungen durchgefürt. «Das ist sehr aufwändig», berichtet Walo Abegglen. «Mit unseren Kapazitäten waren wir in der letzten Zeit oft am Anschlag.» Für ihn ist klar: «Mit der Amtsübergabe ist eine Pionierphase zu Ende gegangen. Nun müssen wir uns die Frage stellen, wie und mit welchen Leistungen soll das ‹Schiff Seemuseum› in die Zukunft fahren?»
… wie geht’s weiter?
Das sei auch der Grund gewesen, weshalb man sich dazu entschieden habe, das 20-jährige und nicht erst das 25-jährige Jubiläum zu feiern. Abegglen: «Wir möchten mit dem Fest auch der Öffentlichkeit die Frage mit auf den Weg geben, was ihnen dieses kulturelle Erbe Wert ist.» So soll es am Fest direkt die Möglichkeit geben, seine Meinung mitzuteilen.
Für den Museumsleiter ist indes klar, dass die Attraktivität vor allem auch für Schulklassen mehr gesteigert werden müsse: «Immerhin behandeln wir hier Themen, die auch auf dem Lehrplan zu finden sind.» Im Oktober startet z.B. die Ausstellung «Fische». «Diese ist didaktisch sehr wertvoll», so Abegglen. Die Kreuzlinger Primarschule konnte bereits mit ins Boot geholt werden. «Wir haben gemeinsam die Vereinbarung getroffen, dass wir von der Primarschule finanziell unterstützt werden und im Gegenzug diverse kostenlose Führungen durchführen.»
Neue Mitarbeiterin
Ausserdem steht dem Museumsleiter nun eine neue Mitarbeiterin im 50-Prozent-Pensum zur Seite. Frauke Dammert ist Historikerin, Soziologin und Lehrerin und soll gerade im Bereich der Schulen die Vermittlungsarbeit übernehmen.
Doch Walo Abegglen sieht noch weiteres Entwicklungspotenzial: «Wir müssen uns auch etwas einfallen lassen, um mehr Besucher zu erreichen.» Rund 5000 Interessierte finden immerhin jährlich den Weg ins Seemuseum, obwohl es gar nicht so leicht zu finden ist. Auf gute Ideen hoffe er dabei auch von der im Rahmen des städtischen Kulturkonzeptes geschaffenen Arbeitsgruppe Museen.
Für das kommende Jahr sind ebenfalls bereits interessante Sonderausstellungen geplant: «Nächstes Jahr wird z.B. das Konzil ein Thema sein», verrät der Museumsleiter.
Jubiläums-Feier mit Bus-Taufe
Doch nun steht erst mal die Geburtstagsfeier vor der Tür: Der 22. Juni wird mit einem Jubiläumsakt für geladene Gäste begonnen. Ab 12 Uhr ist dann die Öffentlichkeit herzlich willkommen, so Walo Abegglen. «Der Eintritt ins Museum ist an diesem Tag frei.»
Neben der Jubiläumsausstellung kann das ganze Museum mit seinen derzeit laufenden Sonderausstellungen «100 Jahre Vegetation am Untersee», «50 Jahre Seegfrörni» und «Das Jahr der langen Kamine» besichtigt werden. Auch das grosse Luftbild von Kreuzlingen, das an der Gewa den Boden des Standes von Stadt und Quartiersvereinen zierte, wird am Jubiläumstag zu sehen sein. Zudem soll im Rahmen der Feierlichkeiten ein neuer Stadtbus getauft werden. «Er soll einen Namen bekommen, der an das Seemuseum erinnert», verrät der Museumsleiter. (Mehr zur Stadtbus-Taufe lesen Sie auf der Seite der Stadt auf Seite 9). Auch kulinarisch werden die Gäste verwöhnt.
Ein Blick in die Geschichte des Seemuseums
Das Augustiner-Chorherrenstift unter Abt Georg Fichtel von Kreuzlingen liess im Jahre 1717 die Kornschütte als Lagerhaus für Getreide und Wein errichten. 1894 ist sie im Besitz von August Ammann-Volkart, der die Kornschütte zu einem lanfwirtschaftlichen Gutsbetrieb umgestalten liess.
Nach einem heftigen Abstimmungskampf erwirbt die Stadt Kreuzlingen 1958 das Gelände im Seeburgpark mit seinen Bauten für 2,4 Millionen Franken. Vier Jahre später verhindert eine Volksabstimmung eine geplante Teilüberbauung die drei Hochhäuser und mehrere Wohnblocks vorgesehen hat.
Aufgrund einer privaten Initiative wird 1988 zwischen der Stadt und dem Thurgauer Heimatschutz ein Baurechtsvertrag abgeschlossen, der die Gründung der «Stiftung Seemuseum» zur Folge hat. Diese hat sich dazu verpflichtet, die Kornschütte zu restaurieren und als Seemuseum zu nutzen. Fünf Millionen Franken kostet die Sanierung, die von 1991 bis 1993 andauert.
Am 23. Juli 1993 öffnet das Seemuseum schliesslich seine Pforten. 1997/98 wird der als Lager und Werkstatt genutzte Gewölbekeller saniert und künftig für Wechselausstellungen genutzt.