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Die Sprache ist der Schlüssel

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Podiumsgespräch mit Vertretern von Arbeitsplätzen, die gute Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht haben. (Bild: Anna Walser)

Podiumsgespräch mit Vertretern von Arbeitsplätzen, die gute Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht haben. (Bild: Anna Walser)

Der siebenjährige Ythar fragt seinen Vater: «Baba, bis du Iraker?» «Ja, ich bin Iraker.» «Und Mama ist Schweizerin?» «Nein, Mama ist auch Irakerin.» «Nein Baba, du bist Araber, denn du sprichst Arabisch. Aber Mama spricht Schweizerdeutsch, also ist sie Schweizerin.»

In seiner Lesung am kantonalen Flüchtlingstag 2013 erzählt der irakische Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Usama Al Shahmani diese kleine Geschichte und nimmt sie als Ausgangspunkt für seine Überlegungen zur Frage: «Was bestimmt Identität?» Aus dem Gespräch zwischen Vater und Sohn entwickelt er seine Gedanken: «Heisst das nun, dass die Sprache vorgibt und definiert, was oder wer man ist? Kann man Identität durch Sprache definieren? So tut es auf jeden Fall der siebenjährige Ythar.» Er kommt mit seinen Überlegungen zum Schluss: «Ja, ich bin Ausländer – sowohl hier, wie auch im Irak, aber im Irak mehr als in der Schweiz. Etwas fehlt zwar, aber ich weiss nicht genau was. Aber ich sehe es nicht als meine primäre und ständige Aufgabe, dies heraus zu finden. Ich muss nicht auf alles eine Antwort haben, denn man kann auch sagen: Ich gebe etwas. Und wenn man etwas gibt, fühlt man sich wohl, und ich fühle mich hier wohl.»

Sprache als Grundlage
Die beiden Podien am Flüchtlingstag, an denen vor dieser Lesung intensiv diskutiert wurde, waren sich einig, dass die Sprache eine wesentliche Grundlage, wenn nicht sogar eine Voraussetzung dafür ist, dass Ausländer – wie Usama Al Shahmani seinen Status bezeichnet – Flüchtlinge, Fremde eine Arbeit finden.

Aber die Podien zeigten auch auf, dass es nicht genügt, die Landessprache zu sprechen. Viele andere Hindernisse stellen sich Arbeitssuchenden in den Weg. Diese Hindernisse können nur in der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen Behörden, Hilfsorganisationen und Gewerkschaften überwunden werden.

Gesetzlicher Auftrag
Dass die Notwendigkeit der Zusammenarbeit besteht, kann auch in offiziellen Schriften des Bundes nachgelesen werden. So heisst es im Vorwort zur Information des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO «Über den Zugang der vorläufig Aufgenommenen zum schweizerischen Arbeitsmarkt»: «Bund, Kantone und Gemeinden haben explizit den gesetzlichen Auftrag, die berufliche und soziale Integration von vorläufig aufgenommenen Personen zu fördern und zu fordern.»

Eines wurde an der Veranstaltung besonders deutlich: Der Beitrag von Flüchtlingen, von Fremden in der Schweiz zu unserem kulturellen und gesellschaftlichen Leben ist enorm und viel Potential liegt brach, wenn die Zusammenarbeit nicht gelingt. Ganz konkrete Beispiele von kreativen Beiträgen von Flüchtlingen konnten am Samstag im Ulrichhaus von einem dankbaren Publikum erfahren werden mit dem Film des irakischen Regisseurs Mano Khalil, mit der Lesung des irakischen Autors Usama Al Shahmani und mit dem reichhaltigen Buffet der Familie Thaya aus Sri Lanka.


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