Michael Meier-Shergill, betroffener Vater aus Kreuzlingen und Elternbeiratsvorsitzender eines Gymnasiums, hat eine Online-Petition lanciert. Innerhalb kurzer Zeit gab es bereits mehr als hundert Unterzeichner.
«Wir fordern, dass deutsche Kinder mit Wohnsitz in der Schweiz gegen ein entsprechendes Schulgeld auch weiterhin Konstanzer Schulen besuchen dürfen», so Meier-Shergill. Sein Ziel sind mindestens 500 Unterschriften, die er als Signal während der Gemeinderatssitzung an den Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt übergeben möchte.
Im Gegensatz zu Beziehungen
Das Motto der Stadt Konstanz «Grenzenlos denken» werde durch einen solchen Beschluss unglaubwürdig und ad absurdum geführt. Eine Ablehnung deutscher Kinder an Konstanzer Schulen stehe in starkem Gegensatz zu den vielfältigen Bemühungen enger Beziehungen.
Meier-Shergill zufolge kehren viele Auswanderer wieder nach Deutschland zurückkehrten, wenn der Arbeitsmarkt es zulasse. «Die von Arbeitnehmern erwartete Flexibilität darf aber nicht zulasten der Kinder gehen», fordert er. Eine starre Einschulungsregelung trage dem nicht Rechnung. Besser wäre ein finanzieller Beitrag. Um die Wahlfreiheit zu erhalten, wäre ein solcher Beitrag durchaus zumutbar.
Geld nicht im Vordergrund
Doch um Geld geht es der Stadt Konstanz nicht erster Linie. Sie weist darauf hin, dass die bisherige Regelung den deutschen Eltern suggeriert hat, dass für Grundschulkinder aus der Schweiz automatisch ein Anspruch auf die Aufnahme in eine weiterführende Schule in Konstanz bestehe. Das sei aber nicht der Fall. Für weiterführende Schulen erfolge eine Aufnahme nur, wenn alle Schüler aus Baden-Württemberg aufgenommen worden sind und dann noch ein Platz in der jeweiligen Klassenstufe verfügbar sei.
Dabei dürfe es durch die Aufnahme von Schweizer Schülern zu keiner weiteren Klassenteilung kommen. Da insbesondere bei den Gymnasien eine Übergangsquote vorhanden sei, die in den vergangenen Jahren immer zu Klassenausgleichsmassnahmen geführt hätten, müsse die Stadt Konstanz die Frage der Aufnahme von Kindern mit Wohnsitz in der Schweiz in Konstanzer Grundschulen «grundsätzlich klären».
Kein Problem
Für die Konstanzer Gymnasien ist das alles «überhaupt kein Problem», wie der geschäftsführende Schulleiter der vier allgemeinbildenden Gymnasien, Jürgen Kaz (Humboldt Gymnasium), versichert. Er sieht dahinter eine «Wertedebatte», die bedrückend sei. In den elf Jahren, die er in Konstanz als Schulleiter tätig ist, musste für Schüler aus der Schweiz nicht einmal eine zusätzliche Klasse aufgemacht werden. «Die Schüler wurden immer auf die einzelnen Schulen verteilt.» Und sein Kollege Peter Beckmann vom Ellenrieder Gymnasium wirft die Frage auf: «Was kommt als nächstes? Will man Leuten aus der Schweiz auch den Zugang zu Konstanzer Vereinen und Institutionen verwehren?» So richtig erklären können sich beide diese Debatte nicht. Das Kultusministerium hat den Sachverhalt übrigens bereits geprüft, das Ergebnis wird am Montag bekanntgegeben.
Der zuständige Konstanzer Bürgermeister Andreas Osner verweist allerdings darauf, dass sich der Gesamtelternbeirat für den Vorschlag der Stadtverwaltung ausgesprochen habe. Er fordert die Integration am Wohnort: «Wer in die Schweiz zieht, muss sich die Konsequenzen (z.B. Schulbezirke) vorher überlegen.» Es gebe eine Schulpflicht, auch in der Schweiz.
Die Online-Petition: www.openpetition.de/petition/online/freie-schulwahl-fuer-deutsche-kinder-mit-wohnsitz-in-der-schweiz.